El Dorado für Christbaumschmuckfans, Tummelplatz für wagemutige Eisläufer, strahlendes Weihnachtswunderland: All das ist Basel zur Adventszeit.
Am Morgen des 23. Novembers ist wenig von der festlichen Weihnachtsstimmung zu spüren, die die Stadt Basel später am Tag noch erfassen wird. Es ist frühlingswarm und auf dem belebten Bahnhofsplatz bahnen sich Fussgänger, Trams und Busse ihren Weg. Dank dem RailAway-Kombiangebot «Weihnachten in Basel» reisen wir zum halben Preis mit dem Zug an und auch das Tram bis zum «Barfi», dem Barfüsserplatz, ist inbegriffen. Eine kurze Tramfahrt, doch sie bringt uns mitten ins Weihnachtswunderland.
Auf dem Barfüsser- und Münsterplatz schmücken die Aussteller heuer ihre Buden zum 40. Mal. Bei über 180 Ständen gibt es bis zur offiziellen Eröffnung am Abend noch einiges zu tun. Genug Zeit, sich die Stadt anzusehen.


- Schliffi uff em Märt: Von Dezember bis Mitte Februar drehen Wagemutige ihre Pirouetten auf der Schlittschuhbahn vor dem Rathaus. Schlittschuhe können vor Ort günstig gemietet werden.
- Das Theater Basel öffnet täglich um 17 Uhr ein Türchen des literarisch-musikalischen Adventskalenders. Die Veranstaltungen finden im Foyer statt, der Eintritt ist gratis, Kollekte für einen guten Zweck.
- Rhygass im Advänt: Köstlichkeiten aus aller Welt, Veranstaltungen mit Kultcharakter und viel, viel Charme – die Kleinbasler Rheingasse verwandelt sich vom 28. November bis 23. Dezember abends in ein Weihnachtsparadies, in dem vor allem die Locals anzutreffen sind.
- Märchenwald auf Münsterplatz: Kerzenziehen, Lebkuchen verzieren, mit der Eisenbahn fahren – auf dem Robi-Spielplatz wird bestimmt keinem Kind langweilig.
- Heisse Marroni, frische Tannenzweige, die letzten Tomaten: Auf dem Stadtmarkt vor dem Rathaus werden jeden Tag frische Waren aus dem Dreiland angeboten. Am Montag belebt ein Schlemmer-Markt mit Street-Food-Atmosphäre den Platz.
Denkt man an Basler Essen, kommen einem automatisch Basler Läckerli in den Sinn. Das Lebkuchengebäck, das trotz typischer Weihnachtsgewürze wie Zimt, Muskat oder Nelkenpulver das ganze Jahr über gegessen wird. Die Fülle an Gewürzen im Läckerliteig ist historischen Ursprungs: Als wichtiger Handelsknotenpunkt am Rhein hatte die Stadt früh Zugang zu fremden Gewürzen. Im 14. Jahrhundert wuchs im milden Basel sogar Safran. Daran erinnern beim Spaziergang durch den Nadelberg das Pfeffergässlein (Pfeffer steht stellvertretend für teuere Gewürze) und das Imbergässlein (Imber = Ingwer).


Das Imbergässlein endet am Andreasplatz, dem Herz der Stadt. Obwohl der Platz nur wenige Meter von den belebten Einkaufsstrassen entfernt ist, scheint hier die Zeit still zu stehen und es liegt eine besinnliche Ruhe über dem Platz.

Essen und aufwärmen.
Basel ist eine hügelige Stadt und das ständige Auf und Ab macht hungrig. Zum Glück ist im Wacker Fonduestübli auf dem Münsterplatz ein Tisch reserviert. Schnell steht ein dampfendes Fondue auf dem Tisch, dazu knuspriges Brot und Kartoffeln. Auf der Karte stehen auch «Käskiechli» in allen Variationen und feine Plättli. Das Stübli-Dessert, ist eine luftige Überraschung aus Meringues, Rahm und Basler Leckerli. Für Wärme und Gemütlichkeit sorgen ein Schwedenofen und viele Schaffelle. Wer Schweizerörgeli-Musik nicht scheut, wird hier gerne verweilen.


Kulinarische Tipps auf dem Weihnachtsmarkt:
- Wacker-Fondue Stübli: Fondue, Käskiechli und Quiches in allen Variationen (Stand 39)
- Chäsbängel: Wie ein Hot Dog, nur eben mit Käse gefüllt. Schön essen unmöglich! (Stand 124)
- Place to be: Glühwein bei der Weihnachtspyramide (Stand 82)
- Stern’s Magenmorsellen: zuckersüsse Schleckereien nach altem Rezept (Stand 16a).
Wer einen ganzen Tag in Basel verbringt und zwischendurch die kalten Füsse aufwärmen möchte, dem empfehlen wir einen Besuch in einem der zahlreichen Museen.
- Spielzeug Welten Museum: Die Sonderausstellung «Vom Lebzelter und Zuckerbäcker» zeigt bis am 11. Februar 2018 essbaren Christbaumschmuck. Die Tradition der geschmückten Weihnachtsbäume geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Damals wurden Bäume vor allem mit Nüssen, Äpfeln und Gebäck geschmückt. Die Ausstellung zeigt sogenannte «Fressbäume» und Schmuck aus verschiedenen Kantonen.
- Das Museum der Kulturen widmet dem Stern von Bethlehem eine Sonderausstellung. Der Stern führt durch die Ausstellung und zu Krippendarstellungen aus aller Welt. Ausserdem präsentiert das Museum anschaulich, welche Diskussionen um den Stern geführt werden und wie unterschiedlich ihn Astronomen, Astrologen und Kunsthistoriker interpretieren.


Zu Besuch auf der Kinderinsel.
Apropos Weihnachtsdekoration: Dafür gibt es in Basel nur eine Adresse, Spalenberg 14. Dort verkauft Johann Wanner in seinem Weihnachtsbaumschmuckausstattungsspezialgeschäft seit bald 50 Jahren handgefertigten Christbaumschmuck – und das das ganze Jahr über. Wanner verfügt noch heute über Originalbestände aus den 60er-Jahren. Versilberte Girlanden und Stanniol-Lametta, Engelshaar und Strohsterne, Vögel, Kugeln, Herzen – soweit das Auge reicht. Nebst den klassischen Farben Rot, Blau, Silber und Gold findet man hier Baumschmuck im ganzen Farbspektrum. Trendfarbe 2017: Rosa und Pink.







Wanner selbst ist in Basel bekannt wie ein bunter Hund. Kein Wunder, so sollen schon Michael Jackson, Lady Di und Hillary Clinton bei ihm eingekauft haben. «Ach,» relativiert Wanner bescheiden, «nicht alles was auf Wikipedia steht, ist wahr.» Viel lieber als über seine Kundschaft spricht der 78-Jährige sowieso über Weihnachten im allgemeinen. Aber ist denn die Adventszeit noch etwas Besonderes, wenn man tagein tagaus von glitzernder Opulenz umgeben ist? Am meisten freue er sich in der Adventszeit auf die Kinder, die mit leuchtenden Augen seinen Laden beträten. «Weihnachten ist eine Kinderinsel, und ich lebe auf dieser Insel das ganze Jahr – wenn ich nicht gerade im Büro sitze.» Sagt‘s und lächelt verschmitzt in die Kamera.
Kinder sind für Wanner auch in anderer Hinsicht wichtig: Wenn sie nach dem Besuch des benachbarten Cupcake-Ladens ihre klebrigen Hände und Gesichter an seinem Schaufenster plattdrücken, ist das für Johann Wanner kein Ärgernis, sondern zuverlässiger Indikator dafür, was gefällt.

Wie jedes Jahr hat Wanner auch den Baum vor dem Münster geschmückt. «Baumschmuck ist ein Stück Leben, nicht bloss Dekoration.» Gemäss diesem Motto greift der Schmuck den Konflikt beider Basel um den Münsterschatz auf, die Tanne erstrahlt in Gold und Silber. Die Sterne beziehen sich auf den Davidsstern auf einem der beiden Seitenfenster des Münsters und die goldenen Engel erinnern an den Engel über der Apsis der Kirche und verbreiten die frohe Botschaft. Niemals fehlen darf sein Markenzeichen: Irgendwo versteckt sich ein Teufelskopf.
Tausende Lichter.

Mittlerweile ist es dunkel geworden, die Stände auf Barfi und Münsterplatz sind hell erleuchtet, die Händler bereit. Kunsthandwerk, Spielwaren, Naturkosmetik, Kerzen, Kleidung – für jeden Besucher, für jede Besucherin gibt es das passende Mitbringsel. Dazwischen vermischen sich Glühweinschwaden mit dem Duft von Grillwürsten, singende Elche verbreiten übermütig gute Stimmung, und die Weihnachtspyramide dreht sich im Kreis. Jetzt sind wir endgültig im Weihnachtswunderland angekommen.






Unter feierlichen Klängen des Hornensembles der Musikakademie Basel und dem Extrachor des Theater Basel erstrahlt schliesslich die Weihnachtsbeleuchtung. Tausende Lichter weisen nun den Weg von der Freien Strasse über die Mittlere Brücke bis zum Messeplatz. Und rund ums Münster funkeln die beliebten Lichtsterne mit den Kinderaugen um die Wette.



Und auch im Innenhof des Rathauses, wo bei unserem ersten Besuch am Morgen noch fleissige Weihnachtswichtel die letzten Lichter am Baum richteten, erstrahlt nun die Tanne in goldenem Glanz. Wir halten ein letztes Mal inne und schreiben unsere Wünsche für die Weihnachtszeit und das kommende Jahr im Basler Wunschbuch nieder.


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Fotos: Patrick Scherz