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Fasnacht: Die fünfte Jahreszeit steht vor der Tür.

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In wenigen Tagen beginnt in Luzern die «rüüdig Ziit» und in Basel stehen «die drey scheenschte Dääg im Johr» an: Es ist Fasnachtszeit. Marcel aus Luzern und Tom aus Basel erzählen, was die Fasnacht in ihrer Stadt besonders macht.

 

Tom (65) aus Basel.

«Ich bin ein eingefleischter Fasnächtler. Seit 1964 mache ich aktiv mit bei der Basler Fasnacht. Davon 30 Jahre als Major und Musikchef von zwei renommierten Guggemusiken. Dazwischen habe ich Schnitzelbank gesungen und in früheren Jahren meine Künste als Trommler, Trompeter oder Susaphonspieler zum Besten gegeben.

In Basel sind es die «drey scheenschte Dääg im Johr». Da gibt’s für mich nichts anderes als Fasnacht. Meine Familie muss während diesen Tagen auf mich verzichten – oder mit an die Fasnacht kommen. Es ist ein Hobby, eine Leidenschaft.

Fasnachtsclique in Basel. © Reinhardt Verlag

Die Vorbereitungen beginnen aber natürlich schon viel früher. Die Cliquen (mit Trommel und Piccolos) üben das ganze Jahr über einmal in der Woche. Vier Wochen vor der Fasnacht dürfen sogenannte Marschübungen (mit Instrumenten) ausserhalb von Basel durchgeführt werden, wo das Repertoire geübt wird. Bei den Guggenmusiken ist es ein wenig anders, die sind später dran. Als ich noch in der Guggenmusik war, haben wir im Herbst mit den Proben begonnen.

Mit dem Zug an die Basler Fasnacht.

Die SBB setzt zahlreiche Extrazüge an die Basler Fasnacht ein, damit alle Fasnächtler den Chienbäse in Liestal und den Morgenstraich erleben und geniessen können.

Fahrpläne der Extrazüge und wertvolle Reisetipps.
Mehr Informationen zur Basler-Fasnacht.

 

Das Sujet wird erst nach den Sommerferien bestimmt, um möglichst aktuelle Themen aufgreifen zu können. Bei uns in Basel spielen politische Themen eine grosse Rolle bei der Sujetwahl. Es gibt Cliquen, die die Larven selbst herstellen, andere Cliquen haben ihren langjährigen Larven-Profi.

Ein Waggis in Aktion. © Basler Fasnachts Comité

Die Fasnacht in Basel ist eine organisierte, teilweise auch ein bisschen ernste Angelegenheit. Sie ist nicht einfach «scheia-weia-lustig». Es gibt einige Benimmregeln. So darf ein Thema kritisch, sarkastisch oder giftig ausgespielt werden, aber mit Anstand und Respekt und niemals verletzend. Da gilt der gesunde Menschenverstand. Anderseits gibt es Tabus: Auf keinen Fall darf man das Gesicht anmalen, nackt oder halbnackt rumlaufen und religiöse oder sexistische Themen aufgreifen. In Basel sind die Zuschauer nicht verkleidet, sondern nur die aktiven Fasnächtler. Aber natürlich haben wir auch unseren Spass, der steht für mich persönlich ganz zuoberst.

Besinnliche Stimmung am Morgenstraich. © Basler Fasnachts Comité
Besinnliche Stimmung am Morgenstraich. © Basler Fasnachts Comité

Unsere Verpflegung besteht aus drei traditionellen Mahlzeiten: der Mehlsuppe, der Zibelewaihe und der Käswaihe. Dazu gehört ein Bier oder ein Glas Weisswein. Ausserdem steht an jeder Ecke ein Wurststand, wo man die besten Klöpfer (Cervelats) essen kann.

Oh, ganz wichtig: «Me het e Blaggedde» – das heisst: auch als Besucherin oder Besucher sollte man eine Fasnachtsplakette kaufen und anstecken. Das ist Ehrensache. Denn der Reinerlös aus dem Plakettenverkauf wird vollumfänglich an die teilnehmenden Gruppierungen verteilt. Wer keine «Blaggedde» trägt, wird mit Sicherheit von den Waggis mit Räppli (Konfetti) gestopft.

Übrigens: Die Basler Fasnacht ist seit Kurzem Unesco-Kulturerbe. Das macht uns Basler natürlich besonders stolz.

Mein persönliches Highlight ist der Morgenstraich, mit dem Lichterlöschen um 4 Uhr. Dieser Moment ist auch nach über 50 Jahren Fasnacht immer noch jedes Jahr sehr speziell und emotional für mich. Wer es noch nie erlebt hat, sollte unbedingt einmal hingehen. Es ist ein wunderbares, unbeschreibliches Erlebnis.»

Toms Tipps für die Basler Fasnacht:

  • Der Morgenstraich am Montag um 4 Uhr morgens
  • Die Cortège, am Montag- und Mittwoch-Nachmittag muss man gesehen haben.
  • Schnitzelbängg sind amüsant, man kann sie sich überall in der Stadt anhören.
  • Restaurant Kunsthalle Basel: Seit 40 Jahren gibt es dort die beste selbstgemachte Mehlsuppe, Zibelewaihe und Käswaihe.
  • Guggenkonzert: Am Dienstagabend auf dem Marktplatz, Barfüsserplatz und Claraplatz

 

Übernachten in Luzern und Basel.

Wer das bunte Treiben mehrere Tage geniessen und über Nacht bleiben möchte, findet bei uns auch Hotels in Basel und Luzern. Frühzeitig buchen lohnt sich.

 

Marcel (33) aus Luzern.

«Ich bin Fasnächtler mit Leib und Seele. Es wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Auch meine Eltern sind angefressene Fasnächtler. Sie haben meinen Bruder und mich schon mitgenommen, als wir noch klein waren. Seit ich 17 Jahre alt bin, spiele ich in einer Guggenmusig und geniesse die fünfte Jahreszeit jedes Jahr sehr.

Für uns ist nach der Fasnacht vor der der Fasnacht. Das Sujet der Guggenmusik bestimmen wir bereits im Mai an der GV. Im November beginnen wir mit Proben und Basteln. Wir sind eine der wenigen Guggenmusigen die ihre «Grende» (Masken) und Kleider selbst macht. Unsere Wagenbaugruppe baut einen zum Sujet passenden Wagen. Ich staune jedes Jahr aufs Neue, was die Wahnsinniges vollbringen. Als echter Fasnächtler investiere ich gerne Zeit ins Basteln, es ist mein Hobby.

Guggenmusik Luzern © Luzern Tourismus.
Guggenmusik Luzern © Luzern Tourismus.

Vorfasnacht ist in der Zentralschweiz sehr beliebt. Wir machen jedoch keine Vorfasnacht, sondern sind nur vom «Schmotzige Donnschtig» bis Äschermittwoch unterwegs, dafür dann fast ohne Pause.

Für alle, die die Luzerner Fasnacht nicht kennen: In Luzern machen sich die Fasnächtler mit Grinden (Masken) über Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens lustig. Viele Guggenmusigen wählen aber auch ein Phantasie-Motto. Dieses kann grimmig, schrill, farbenfroh aber auch düster sein. Der Phantasie ist keine Grenzen gesetzt. Aber nicht nur Mitglieder der Guggenmusiken und aktive Fasnächtler tragen Kostüme. In Luzern verkleiden sich auch die Zuschauer. Unverkleidet an die Fasnacht zu gehen ist aus meiner Sicht ein «No-Go».

An der Fasnacht essen wir gerne «Lozärner Chügelipaschtetli» und die traditionellen Fasnachtschüechli, die Chnöiblätze. Aber auch Berliner und Schänkeli dürfen nicht fehlen. Das Lieblingsgetränk von uns Fasnächtlern ist das Kafi-Zwätschge, auch das «Holdrio» (Hagebutten-Tee mit Zwetschgenschnaps) ist während den rüüdigen Tagen sehr beliebt und wärmt frierende Fasnächtler wieder auf.

Urknall auf dem Vierwaldstättersee. © Luzern Tourismus
Urknall auf dem Vierwaldstättersee. © Luzern Tourismus

Die Luzerner Fasnacht ist einerseits ein farbenfrohes Fest, an dem man Spass hat und den Alltag hinter sich lassen kann. Aber wir leben auch die Tradition. Mein Highlight ist die Ankunft von Bruder Fritschi am Schmutzigen Donnerstag. Am Morgen kurz vor fünf ist es noch dunkel und ruhig in der Stadt. Dann beginnt es in mir zu kribbeln und ganz Luzern wird von einer speziellen Stimmung erfasst. Der Knall auf dem See ist das Startzeichen für die Guggenmusigen und wir wissen: Jetzt beginnen die schönsten Tage des Jahres. Einfach legendär!

Ich könnte noch viel mehr erzählen … Doch wer wissen will, wie sich das fasnächtliche Gefühl anfühlt, muss nach Luzern kommen und es selbst erleben. Es ist grandios!»

Marcels Tipps für die Luzerner Fasnacht:

  • Die Tagwache und der Urknall am «Schmotzigen Donnschtig» morgens um 5 Uhr ist jedes Jahr ein spezielles Erlebnis.
  • Der erste grosse Umzug in der Stadt Luzern findet am «Schmotzigen Donnschtig» statt und ist jedes Jahr ein farbenfrohes Spektakel. Auch der Umzug am Montag ist ein Highlight, das man nicht verpassen sollte.
  • Ein weiterer Höhepunkt ist das Monstercorso am Güdisdienstagabend. Mit diesem letzten Umzug aller Guggenmusigen lassen wir die Fasnacht langsam ausklingen. Das ist immer auch mit ein bisschen Wehmut verbunden, weil ich weiss, dass die Fasnacht bald vorbei ist.

Fasnachtsumzug Luzern © Luzern Tourismus.
Fasnachtsumzug Luzern © Luzern Tourismus.

 

Bildrechte.
Titelbild © Nigel Atkinson
Panoramabild Fasnachtsumzug Luzern © Luzern Tourismus
Panoramabild Morgenstraich. © Basler Fasnachts Comité


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